LEADER-forum Österreich
Netzwerk der 77 österreichischen LEADER-Regionen

LEADER ist ein methodischer Ansatz der neo-endogenen Regionalentwicklung, der vor allem in den ländlichen Gebieten der Europäischen Union seit knapp 30 Jahren angewandt wird. LEADER ermöglicht ortsansässigen AkteurInnen die Mitgestaltung an der Planung und Umsetzung von Strategien, der Entscheidungsfindung und Vergabe von öffentlichen Mitteln für Projekte, welche der Weiterentwicklung der Region dienen sollen. Das ist Gestaltung des Wandels im ländlichen Raum.

LEADER ist:

  1. ein methodischer Regionalentwicklungsansatz
  2. basierend auf einer partnerschaftlichen, regionalen Struktur
  3. implementiert mit finanzieller Unterstützung seitens Bund, Länder und EU zur Förderung regionaler Projekte

 

1. Die Methode: Integrativ und funktional

LEADER/CLLD ist die prominenteste Form eigenständiger Regionalentwicklung, die nach dem klassischen Governance-Modell alle drei Bereiche der regionalen Gesellschaft gleichermaßen fördert: Gemeinden, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft. Die Methode wurde von der Europäischen Kommission initiiert und findet mittlerweile auch weit über die Grenzen der EU hinweg ihre erfolgreiche Anwendung.

 

Endogene Regionalentwicklung ist aus der Bewältigung einer Krisensituation heraus entstanden: als Schlüsselereignis gilt die erste Ölpreiskrise von 1973, als die Bedeutung regionaler und lokaler Ressourcen wiederentdeckt wurde. Damals sind Begriffe wie „Resilienz“ oder „Soziale Innovation“ geprägt worden, die heute oft verwendet in engem Zusammenhang mit LEADER stehen. Die LEADER-Methode wandelte sich in den letzten 30 Jahren von einer kooperationsorientierten Aktivierung ländlicher Wirtschaftskreisläufe (développement de l'économie rurale) aktuell zu einem vielfältig einsetzbaren Gestaltungsinstrument für die lokale Bevölkerung (community-led local development): LEADER passt dann, wenn die Ideenfindung und Umsetzung durch die Betroffenen an der Basis gefragt sind, wenn Selbstorganisation und Selbstlösungskompetenz im Sinne der Resilienz weiterhelfen. Eine Weiterentwicklung gelingt immer durch die Erprobung von Unkonventionellem.

 

LEADER verbindet: Eine methodische Besonderheit von LEADER ist die umfassend integrative Arbeitsweise, indem z.B. scheinbare Gegensätze oder gegenläufige Tendenzen als Chance für eine sich wechselseitig ergänzende Wirkung begriffen werden. Dazu drei Beispiele: a) Eine neo-endogene Entwicklung wie sie LEADER repräsentiert, verfolgt eine konstruktive Nutzung von exogenen und endogenen Einflüssen auf die Region. b) Der partizipative Demokratiezugang, den LEADER durch Bevölkerungsbeteiligung ermöglicht, bereichert die Meinungsbildung in einer repräsentativen Demokratie um den Aspekt der Mitgestaltung. c) Im Prozess sozialer Innovation mit offener Beteiligung, der durch LEADER verfolgt wird, geht es um das Zusammenführen von Erfahrungswissen der PraktikerInnen mit dem Fachwissen von ExpertInnen - Praxis und Theorie im konstruktiven Austausch.

 

2. Die Organisation: Netzwerk Lokaler Aktionsgruppen

LEADER/CLLD erfordert eine Organisation in einem europäischen Netzwerk: die Organisationsform baut auf der Arbeit der Lokalen Aktionsgruppen (LAG). Diese europaweit vernetzten Multiakteursgruppen können rasch und ortsangepasst reagieren - gerade in Krisensituationen.

 

Die Organisationsform einer LAG repräsentiert eine demokratiepolitische Grundhaltung: Entscheidung und öffentliches Geld werden einer selbstorganisierten Gruppe überantwortet, die für die lokale Strategie und ihre Umsetzung verantwortlich ist. In dieser Gruppe sind politische MandatarInnen vertreten, dürfen diese aber nicht mehrheitlich bestimmen. Durch das - auch seitens der Europäischen Kommission deutliche eingeforderte - Autonomieprinzip, das Selbstbestimmung und Eigenverantwortung bedeutet, wird ein Aktivierungseffekt der Bevölkerung zu eigener Problemlösung erreicht.

 

3. Förderung: Beteiligung durch Mitfinanzierung

LEADER/CLLD bietet eine finanzielle Förderung von Ideen und Vorhaben zur Entwicklung des ländlichen Raums - vor allem mit öffentlichen Mitteln der EU sowie nationalen Ko-Finanzierungen. LEADER ist aber weit mehr als eine Förderung: es ist eine konkrete Beteiligungsform durch die Mitfinanzierung regionaler und in vielen Fällen auch privater AkteurInnen.

 

LEADER/CLLD wird in Österreich aktuell nur mit dem, seitens der EU geforderten Minimalanteil (5 % am ELER) und der geringstmöglichen nationalen Beteiligung (20%) umgesetzt. LEADER repräsentiert dennoch durch die Projektvielfalt häufig den gesamten Bereich der ländlichen Entwicklung. Durch das Prinzip der Mitfinanzierung durch regionale öffentliche und private Akteure wird ein Investitionsvolumen in der Region erreicht, das ein Vielfaches der Förderung ausmacht.

 

Das Aufgabenspektrum einer LAG wird ständig größer und anspruchsvoller: Zu den „traditionellen“ Wertschöpfungsaufgaben sowie der Förderung von Natur- und Kulturerbe kommen verstärkt Gemeinwohlaufgaben, lokaler Klimaschutz und Klimawandelanpassung und aktuell Kompetenzen im Krisenmanagement hinzu. LEADER zielt vor allem auf eine Förderung von regionalgesellschaftlichen Innovationen durch das Prinzip der Zusammenarbeit in einem bürgernahen Europa ab.

 

Wenn nun der Umfang des regionalen Anforderungskatalogs und die öffentliche Mittelausstattung für eine LEADER-Region in Relation gebracht werden, entsteht eine zunehmende Diskrepanz.


LEADER Ansatz

  • Territorialer Ansatz: Basis jedes LEADER-Vorhabens ist eine gebietsbezogene, lokale Entwicklungsstrategie, die von der Lokalen Aktionsgruppe erarbeitet wurde.
  • Partnerschaftliche Ansatz: Für die Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategien sind die lokalen Aktionsgruppen (LAG) verantwortlich.
  • Bottom-up Ansatz: Das Bottom-up-Prinzip ist von zentraler Bedeutung d.h. die Menschen vor Ort entwickeln ihre Region weiter. Die LAG hat Entscheidungsbefugnis bei der Ausarbeitung und Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie
  • Multisektoraler Ansatz
  • Innovativer Ansatz: Die Entwicklung und Umsetzung innovativer Konzepte wird angestrebt
  • Kooperation und Vernetzung: Die Durchführung von Kooperationsprojekten mit anderen LEADER-Regionen  zur Bearbeitung gemeinsamer Themen und die Vernetzung lokaler Partnerschaften über die Regionsgrenzen hinweg sollen den Austausch zwischen den LEADER-Regionen fördern.